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Lichterkönigin statt Nikolaus
Während hierzulande die Kinder dem sechsten Dezember
entgegenfiebern, um vom Nikolaus beschenkt zu werden, so freuen
sich ihre schwedischen Altersgenossen auf den 13. Dezember.
Überall in Schweden trifft man dann auf weißgekleidete, mit
einem Lichterkranz geschmückte Mädchen, die die Ableger der
Lichterkönigin Lucia darstellen.
Der Ursprung des Festes
Der Name "Lucia" ist christlichen Ursprungs und kommt aus dem
Lateinischen Lux = Licht (schwedisch: "Ijus"). Über die Herkunft
des Luciafestes gibt es unterschiedliche Vermutungen. Mal gilt
Lucia als Heilige, mal als Teufel, letzteres wohl bedingt durch
die Namensähnlichkeit Lucia gleich Luzifer. Es kursieren heute
drei Versionen zum Ursprung des Lucia-Festes.
Eine der gängigen Versionen über Lucias Herkunft ist die Legende
einer christlichen Jungfrau, die ihrer wunderschönen Augen wegen
bekannt war. Als sich ein heidnischer Prinz in sie verliebte,
opferte sie ihre Augen, um ihn zum Christentum zu bekehren. Der
von dieser Tat gerührte Prinz nahm den christlichen Glauben an.
Gott soll Lucia daraufhin neue Augen geschenkt haben, die noch
viel schöner waren, und so wurde Lucia zur Heiligen, die noch
heute als Beschützerin der Augen angebetet wird.
Schenkt man einer anderen Geschichte Glauben, erhielt der 13.
Dezember den Namen Lucia nach der jungen Lucia von Syrakus, die
Anfang des 3. Jh. an diesem Tag ihres christlichen Glaubens
wegen hingerichtet und hundert Jahre später heilig gesprochen
wurde. Darum wird das Fest übrigens auch in Italien begangen.
Die der heutigen Tradition nahestehende Legende erzählt von
einer mutigen Christin, die vor fünfhundert Jahren mit einer
Lichterkrone die dunkle Dezembernacht erhellte. Sie brachte bei
Nacht Essen zu ihren Glaubensgenossen, die in Katakomben Schutz
vor ihren Verfolgern gesucht hatten. Um beide Hände zum Tragen
ihrer Last frei zu haben, setzte sich Lucia einen Lichterkranz
auf ihr Haupt.
Von der Statistin zur Königin des Nordens
Wie und wann die Lucialegende in den Norden kam, weiß man nicht.
Anfangs spielte Lucia nur eine kleine Statistenrolle in der
Vorweihnachtszeit. Mittlerweile gibt es wohl keine schwedische
Stadt mehr, in der es nicht von Lichterköniginnen wimmelt,
gekleidet in weißes Leinen mit einer roten Kordel um die Taille
und elektrischen (!) Kerzen auf dem Kopf. Ihnen folgen so
genannte stjärngossar, kleine Jungen mit langen weißen
Hemden und einer spitzen Sternenmütze.
Lichterköniginnen im Wettbewerb
Wo Lucia und ihr Gefolge singend auftreten, laden sie zu Kaffee
und Safrangebäck (lussekatter) ein. Der Konkurrenzkampf ist
groß, wenn es alljährlich um die Frage geht, wer in
Krankenhäusern, Schulen, Büros oder Geschäften, die Lucia
spielen darf. Kein anderes Land feiert Lucia auf diese Weise,
denn Dunkelheit und Kälte des schwedischen Frühwinters bilden
den Rahmen, den Lucia benötigt, um in ihrem warmen Glanz zu
erstrahlen.
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